Ausstellung von
Dorothée Rothbrust

RIEHEN. ,,Begegnungen" heißt die neue Ausstellung der Künstlerin Dorothée Rothbrust aus Bettingen.
Die Vernissage ist heute um 17 Uhr bei credit suisse in Riehen, Baselstraße 20.
Die Künstlerin zeigt Skulpturen und Bilder aus Holz und Draht (bis 25. Juni).

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...Dorothée Rothbrust    



www.riehener-zeitung.ch

 Judith Fischer

fi. Balanceakt im Atelier. Dorothée Rothbrust will es beim Schönen nicht bewenden lassen. Sie will darüber hinausgehen, will weitergehen, etwas wagen, Kanten und Reibeflächen erzeugen. Bei einem Besuch bei ihr im Atelier fällt allerdings als Erstes das Helle, Freundliche, Willkommen heissende auf. Durch das hohe Oberfens- ter tritt selbst an diesem trüben Farb- töpfe, Regentag Sommerlicht herein, fällt auf die Dinge, Doch, das Wichtigste sei. dass sie mit ihrer Arbeit zufrieden sei. Es läge nicht in ihrem Einflussbereich, ob die Werke den Leuten gefallen würden. Einfluss auf ihre Arbeit jedoch habe sie.
Dorothée Rothbrust arbeitet regelmässig, meist von acht Uhr morgens bis etwa sechs Uhr abends. In einem der beiden Atelierräume malt
die das Auge nicht alle auf einen Blick aufzunehmen vermag: Pinsel, ein Maltisch, Kessel mit Wasser, Stühle, Gestelle mit Malutensilien. ein aufgeschla- genes ZEN-Buch. Und überall sieht man Figuren. Menschliche Figuren. Vollendete und unvoll- endete. Einzeln, zu zweit oder in Gruppen. Gemalt. Oder gestaltet. Aus Drahtgeflecht oder aus Holz. Die Figuren sind hervorgegangen aus dem Thema «Begegnungen», mit dem sich die Künstlerin seit gut einem Jahr beschäftigt. Sie hat sich auf die Begegnung mit den Materialien und Formen einge- lassen. Geschaffen hat sie die Figuren, um sie draussen unter freiem Himmel aufzustellen, und so Begegnungen mit zufällig Vorbeikommenden zu ermöglichen. Zurzeit sind die Figuren zu sehen als Teil der Ausstellung «Wasserwerke 2» an der Wiese, als Teil der Ausstellung «Skulptur in Natur» rund um das Inzlmger Wasserschloss, im Rahmen der «Grün 99» unter dem Titel «Spaziergang» sowie in der Einzelaus- stellung «Begegnungen» an der Baselstrasse bei «credit suisse» und «winterthur». Die Figuren stehen für einige Zeit da, wo sonst die Wiese dahinfliesst, wo Jogger und Skaterinnen ihre Kreise ziehen, wo Kinder spielen, Spaziergänger sich erholen, geschäftige Leute aus- und eingehen. Dort soll die Begegnung stattfinden. Sie soll nicht einfach schön und rund sein, sondern sie soll beim Jogger; bei der Skateborderin, den Kindern, den Spaziergängern und Geschäftsleuten etwas auslösen. Soll sie stutzig machen. Soll bewirken, dass sie aus ihrem gewohnten Trab gebracht werden, dass sie die Begegnung nicht einfach vergessen, sondern etwasdavon mit sich nach Hause nehmen. «Das Schöne und Runde vergisst man, das Kantige, das Besondere jedoch nicht», sagt Dorothée Rothbrust aus eigener Erfahrung. Vorbild ist ihr der deutsche Maler Oskar Koller. Er sagte, dass man über das Schöne, Runde hinausgehen muss, weil man sonst nicht wissen könne, was sich daraus ergeben hätte.
Dorothée Rothbrust wohnt seit 1995 in Bettingen. Ihr Atelier hat sie im Kesselhaus in Weil, einem Kunst- und Kulturzentrum
der Stadt Weil. Sie studierte an der Kunsthoch- schule Köln, bildete sich in Modedesign aus, studierte und arbeitete in Deutschland, Eng- land und Italien. Während 10 Jahren war sie Dozentin für Kunst an einem Anthroposophi- schen Studienseminar auf Sylt und führte dort gleichzeitig eine «Art- und Kunsthandwerks- galerie».
Wie kann eine Begegnung mit Dorothée Roth- brusts Figuren ablaufen? Es begegnen einem Paare, Gruppen und von der Gruppe etwas entfernte Einzelne. Sie laden ein näher zu treten, gleichzeitig scheinen sie sich aber auch gegen zuviel Zudringlichkeit abzuschirmen, indem sie eine unsichtbare Schutzhülle um sich zu legen scheinen. Damit demonstrieren sie Nähe und Distanz gleichzeitig. Und sie lassen offen, ob sie kommen oder gehen. Diese Gleichzeitigkeit von Nähe und Distanz und die Zweideutigkeit ihrer Präsenz können bei den Betrachtern jenes Stutzen, Innehalten auslösen, das Dorothée Rothbrust sich wünscht. Man fragt sich, ob man auf die Figuren zugehen oder ob man sich abwenden soll, und ist beim Versuch die Frage zu beantworten, bereits in deren Bann.
Balanceakt im Atelier, Balanceakt bei der Präsentation der Werke. Dorothee Rothbrust, die beim Gespräch im Atelier bereitwillig Einblick in ihre Arbeit gibt, sagt von sich, dass sie den Schritt nach draussen immer wieder suchen müsse. Sie arbeite gerne, wunderschön sei es in ihrem Atelier, genauer in den zwei nebeneinanderliegenden Atelierräumen. Doch habe sie mittlerweile erkannt, dass das stille Arbeiten im Atelier nicht genüge. Als Künstlerin, als Künstler müsse man hinaus, an die Öffentlichkeit, müsse sich mit Namen bekannt machen, müsse Sponsoren suchen. Obwohl es gegen ihre Art sei, gehe sie nun diesen Weg. Unterstützung erhalte sie von ihrem Mann, dem Musiker Rolf Müller. Professionalität nicht nur in der eigentlichen künstlerischen Arbeit, sondern auch bei der Präsentation sei heute ein Muss, erklärt sie. Die Frage«Sind Sie im Internet» gehöre zur Standardfrage von Sponsoren, wenn es darum gehe, die künstlerische Tätigkeit einer Person zu begutachten. Die Kehrseite dieser Entwicklung: «Wann überschreitet man die Grenze, die Kunst von Kommerz trennt?» fragt sie. Ja, ihre Figuren würden gekauft, kann Dorothée Rothbrust heute stolz antworten.Diese Tatsache sei schön. Viel wichtiger sei aber,dass sie ihre Handschrift gefunden habe. Dies lasse sie selbstbewusst auftreten, mache sie freier. Natürlich freue sie sich über positives Echo und Werkverkäufe.
sie, im anderen bearbeitet sie die Holzstämme mit Kreissäge, Holzschnitz- messern und Schleifwerk- zeugen, schlingt Draht und schafft so ihre freskenarti- gen Figuren.
«Ich brauche viele Arbeits- gänge und viele Linien bis Form und Farbe stimmen erklart sie. -Und richtig, je näher man auf die Figuren zutritt, desto mehr Linien werden sichtbar. Entfernt man sich hingegen von ihnen, treten ihre klaren Konturen in den Vorder- grund, streben in die Ver- tikale. Sprechen ohne Worte.

Judith Fischer





Die Ausstellung "Begegnungen" an der Baslerstrasse ist noch bis zum 25. Juni zu sehen die Gruppen- ausstellung "Wasserwerke 2" an der Wiese bis zum 1. August, die Gruppenausstellung "Skulptur in Natur" rund um das Inzlinger Wasserschloss bis zum 19. September und "Spaziergang" in der "Grün 99" bis zum 17. Oktober.

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«Das Schöne und das Runde vergisst man, das Kantige, das Besondere jedoch nicht.» Die Künstlerin Dorothée Rothbrust an der Arbeit in ihrem Atelier im «Kesselhaus» in Weil am Rhein.

Foto: Judith Fischer

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